Trost 2

Trost

Die Vielfältigkeit des Lebens lässt sich nicht in festen Formaten darstellen!

Deshalb arbeite ich nicht mit einer Standardrede oder anderen feststehenden Texten, sondern jede meiner Reden unterscheidet sich von der anderen, ist also individuell!

In meinen Reden suche ich nach den Worten, die der Persönlichkeit des/der Verstorbenen am besten entsprechen. Hierbei nehme ich Texte zu Hilfe (Gedichte, Aphorismen, Sprichwörter, Lied- oder Bibeltexte), die ich unmittelbar nach dem Vorgespräch auswähle. Ich versuche mit Bezug auf diese Texte, sprachliche Bilder zu finden, in denen sowohl Ihre Befindlichkeit widergespiegelt wird als auch Parallelen zum Leben des verstorbenen Menschen sichtbar werden. Dazu gehören auch mögliche Bezugnahmen auf die für die Trauerfeier ausgewählte Musik.

Diese Texte sind also nicht nur Stilmittel in meiner Arbeitsweise; die von mir gewählten Texte berühren, weil sie oft die Sprache des Gefühls und nicht die des Verstandes sprechen. Damit können solche Texte Partner sein; Partner bei der Bewältigung des Abschieds, Trostspender und Hoffnungsgeber zugleich. Und vielleicht weisen diese Texte ja auch einen Weg zu einem tieferen Verständnis von Leben und Tod: zum Erkennen der Wahrheit, dass Leben Wandel bedeutet und dass diesem Wandel alles unterworfen ist, somit das Leben auch Tod bedeutet. – Um es mit Thomas Mann zu sagen:

Die Vergänglichkeit ist die Seele des Seins, sie ist das, was allem Leben Wert, Würde und Interesse verleiht, denn sie schafft Zeit . . . Wo nicht Vergänglichkeit ist, nicht Anfang und Ende, Geburt und Tod, da ist keine Zeit, – und Zeitlosigkeit, das ist das stehende Nichts.